Donnerstag, 19. Dezember 2013

die 70er - Zahlen und Fakten

Es dürfte wohl eine ganz normale Sache sein, wenn man sich mit zunehmendem Alter gerne mal an die Zeit der Jugend erinnert.
Dies soll und darf aber kein Grund für eine Verklärung oder Idealisierung dieser Epoche sein. Im zurückliegenden Österreichischen Wahlkampf wurde von einem unseriösen Rattenfänger etwa behauptet, es wäre der allgemeine Lebensstandard damals höher gewesen als heute.
Dies hat mich dazu bewogen, ein paar Zahlen und Fakten zusammenzutragen um diese Zeit nüchtern betrachten zu können. Die Zahlen und Fakten beruhen auf meiner persönlichen Erinnerung und beziehen sich auf die Jahre von 1970 bis 1973, also noch bevor der Ölschock das Gefüge nachhaltig veränderte.

Beginnen wir mal mit den durchschnittlichen Einkommen:

Facharbeiter                                           4.500,-- bis 5000,--  Schilling Netto
Verkäuferin                                             1.800,-- bis 2.500,-- Schilling Netto
Sekretärin                                               2.700,-- bis 3.200,-- Schilling Netto
Mittelschullehrer mit 15 Dienstjahren   ca. 6.000,-- Schilling Netto
1 Monat Ferialjob für Schüler oder Studenten  ca. 2.700,-- bis 3.200,-- Schilling Netto
Vertreter (abhängig vom Verkaufserfolg) 5000,-- bis 8.500,--  Schilling netto.

Und passend dazu ein paar statistische Zahlen:

PKW-Bestand 1970       ca. 1.200.000     (Quelle hier)
Straßenverkehrstote 1970           2.507

PKW-Bestand 2012           4.584.202       (Quelle hier)
Straßenverkehrstote 2012             531       (Quelle hier)

Lebenserwartung:
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich betrug 2011 bei den Frauen 83,4 Jahre und bei den Männern 78,1 Jahre (1971: Frauen 75,7 Jahre, Männer 73,3 Jahre).
(Quelle hier)

Und nun zu den Preisen:


Mazda war die erste japanische Automarke, die in Österreich angeboten wurde. Der 1800er kostete 1970  70.900,-- Schilling.


Ein VW Käfer kostete 40.000,-- Schilling


Stolze 20.000,-- Schilling musste man für ein Farbfernsehgerät auslegen.


Die "Lehrlingsrakete" Puch MC 50 kostete rund 9.000,-- Schilling. Da mussten schon die Eltern auch etwas beisteuern, wenn man so was haben wollte.


Fleisch gab's in den meisten Haushalten nur 1x oder vielleicht 2x wöchentlich. 1 kg Schweineschnitzelfleisch im Sonderangebot kostete 69,-- Schilling.


1 - 2 Jahre musste man in den Städten auf ein Vierteltelefon warten. Auf dem Land konnte die Wartezeit mitunter sogar bis zu 8 Jahre betragen. Und wenn man glücklicher Inhaber eines Anschlusses war, kostete eine Minute von Graz nach Wien 6 Schilling.


In Wien hatte damals mindestens 1/3 der Bevölkerung weder ein Bad noch eine Dusche und musste zum Zwecke der Körperpflege das "Tröpferlbad" aufsuchen.


Fliegen war für "Normalbürger" undenkbar.


Die Jugend reiste mit Interrail ............................


...................... und wer sich dies nicht leisten konnte reiste mit dem Daumen. Meist wurden Autostopper an den Grenzen besonders scharf perlustriert. Zurückweisungen waren keine Seltenheit.

Es ist durchaus möglich, dass die Menschen damals zufriedener waren als heute. Aber den Aufruhr würde ich nicht erleben wollen, der entstünde, würde man heute den allgemeinen Lebensstandard auf das vergleichsweise bescheidene Niveau der 70er Jahre zurückfahren.