Montag, 28. November 2011

Einst und heute


Das 68er Jahr war ein turbulentes Jahr; so turbulent, daß man bis zum heutigen Tage davon spricht. Wenn ich davon höre, ruft dies Erinnerungen in mir wach, wie ich dieses Jahr selbst erlebte.
Nun war ich damals ja erst 13 Jahre alt, was mich aber nicht davon abhielt, mir schon auf meine individuelle Art Gedanken über die Menschheit und das Universum zu machen.
Die Studentenrevolten in Paris und Berlin interessierten mich damals noch nicht und bei der Niederschlagung des Prager Frühlings, hatte ich auch noch keine so rechte Vorstellung, worum es da eigentlich ging.
Mein Schwerpunktinteresse galt damals dem Universum und der Sehnsucht, irgendwann in meinem Leben ferne Planeten besuchen zu können und mit ausserirdischen Zivilisationen Kontakt aufzunehmen. Einschlägige Bücher zu diesem Thema hatte ich ja genug, wobei ich damals, meinem Alter entsprechend noch nicht die Fähigkeit besaß, Wunschtraum und Realität voneinander zu unterscheiden. Eine Fernsehsendung mit dem Titel „Wie wird das Jahr 2000 sein“ ist mir in schwacher Erinnerung geblieben. Da gaben zahlreiche Zukunftsforscher ihre schillernden Prognosen ab, wobei mich am allermeisten der Gedanke daran faszinierte, daß ich aller Voraussicht nach all das erleben werde dürfen.
Von einer künstlichen Atmosphäre war die Rede, die man dem Mond verpassen wolle, um ihn für die Menschheit bewohnbar zu machen und natürlich vielem anderen mehr.
Damit war klar, daß für mich ein Ereignis, welches sich zum Ende des besagten Jahres abspielte, die größte Faszination ausübte – und dies war des Menschen erste Reise zu Mond.
Auch war es mir egal, ob nun der Russe oder der Amerikaner zuerst dort sein würde; die Faszination lag für mich allein an der Tatsache, daß die menschliche Spezie zu derartigen Leistungen fähig ist.
Auch über viele andere Dinge machte ich mir meine Gedanken. So wußte ich schon damals, daß der Treibstoff für unsere Maschinen und Fahrzeuge aus dem Erdöl gewonnen wurde, daß wir aus dem Boden herausholen würden. Aber auf meine Fragen, was denn sein würde, wenn die Erdölreserven der Welt mal erschöpft sein würden, vermochten mir selbst die Erwachsenen keine zufriedenstellende Antwort zu geben und somit versuchte ich, sie mir selbst zu geben.
Dann werde es eben Fahrzeuge mit Atomantrieb geben, dachte ich, denn schließlich wusste ich ja, daß die Astronauten bei einer der folgenden Apollo-Missionen ein Lunar Roving Vehicle dabei hatten, der ja ohne Sauerstoff und somit ohne Verbrennungsmotor fuhr. Aber auch damals fand ich es schon sehr Schade, daß dies alles auf dem Mond zurückgelassen werden musste und die Raumschiffe auch nur für eine einmalige Benützung vorgesehen waren.
Natürlich wusste ich damals auch, daß es mit solchen Raumschiffen nicht möglich sein würde, viele Menschen zu ihren künftigen neuen Lebensräumen zu transportieren, wenn es mal auf der Erde zu eng werden würde. Aber, so dachte ich, steht die Raumfahrt ja erst an ihrem Anfang und dem menschlichen Forschungs- und Erfindergeist sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Ein anderer Gedanke, der mich beschäftigte war, was denn geschehen mag, wenn unsere Sonne einmal erlöschen würde. Dann muss wohl irgendwann mal die gesamte Menschheit umgesiedelt werden, dachte ich mir und machte mir sogleich Gedanken, ob es vielleicht auch mal möglich würde, die gesamte Erde an einer anderen Stelle des Universums zu platzieren um sie dann in eine Umlaufbahn eines anderen Zentralgestirnes zu befördern.
Aber daß dies nicht mehr in meiner Lebenszeit aktuell sein würde, war mir auch klar, wenngleich damals davon die Rede war, die Medizin wäre bereits ab dem Jahr 2050 in der Lage, die Unsterblichkeit des Menschen zu ermöglichen.
Jedenfalls zog ich es vor, mich auf all jene großartigen Errungenschaften zu freuen, die die menschliche Kraft und das menschliche Wissen mir in meiner Lebenszeit bringen würde. Und so stellte ich mir eben vor, ich würde später als Erwachsener mal in ein Reisebüro gehen können um dort für Weihnachten – Neujahr einen Aufenthalt auf dem Mond zu buchen.
Und wie sieht nun die Realität heute – 43 Jahre später aus?
Auf dem Mond war ich noch nicht und werde wohl im Laufe meines Lebens niemals dorthin kommen. Aber ich habe auch kein Bedürfnis, dorthin zu reisen, so lange nicht andere auch dort sind.
Reisebüro habe ich schon seit 5 Jahren keines mehr betreten, denn dieses steht bei mir zuhause auf meinem Schreibtisch und unsere kleine Erde hat immer noch so viele Gegenden, die meine Füße nie betreten haben. Dafür gibt es Google-Earth, wo ich mir jeden Punkt der Erde betrachten kann, bevor ich entscheide, ob es sich überhaupt lohnt, sich dorthin zu begeben. Und die Sonne versorgt uns immer noch mit Energie und wird das auch bis zum Ende meines Lebens tun.
Vielleicht ist es doch besser, der Logik eines Albert Einstein zu folgen, welcher mal gesagt haben soll:
„Um die Zukunft mache ich mir keine Gedanken; die kommt von alleine.“

Montag, 7. November 2011

Air Condition


Das karibische Wetter war tropisch heiß und feucht. Ich hatte bereits den Osten, Norden und Süden der Dominikanischen Republik erkundet. Aber der westliche Teil der Insel – Haiti - war immer noch Terra incognita. Es galt dort nach wie vor Reisewarnung. Dennoch entdeckte ich auf einem Rundgang durch Sosua ein Reisebüro, welches Tagestouren dorthin anbot. Es werde nur das erste Dorf hinter der Grenze angefahren, aber um den Unterschied zwischen diesen beiden Inselteilen kennenzulernen sei dies völlig ausreichend.
Und nachdem eine Reise nach Haiti auf eigene Faust ohnehin zu riskant schien, zögerte ich keine Sekunde, diese Tagesfahrt zu buchen.
Und so stand ich wenige Tage später morgens um 5 Uhr vor meinem Hotel und wartete auf den Bus, der mich abholen sollte. Es war Jänner und auch in der Karibik sind zu dieser Jahreszeit die Frühtemperaturen zwar nicht kalt, dennoch aber recht frisch. Als ich jedoch in den Bus einstieg, glaubte ich mich plötzlich in eine Gefriertruhe versetzt. Daher gab ich dem Fahrer zu verstehen, er möge doch die Klimaanlage abstellen.
Mein Begehren wurde erhört und der Bus setzte sich in Bewegung um die übrigen Mitreisenden aus verschiedenen Hotels abzuholen. Bei jedem Stop stiegen ein paar Leute zu und der Bus füllte sich. Beim letzten Hotel, wo wir hielten, stieg eine Gruppe US-Amerikaner zu und danach war der Bus voll.
Nun also konnte die Fahrt endlich beginnen. Es dauerte keine 2 Minuten, als eine von den US-amerikanischen Damen lautstark nach vorne rief: „IS THERE NO AIR CONDITION?“

N.S.: Eine ausführliche Bildreportage über die Reise gibt’s hier:

http://thwetschnig.magix.net/album/meine-alben/%21/oa/6092790/

Montag, 10. Januar 2011

TERRA INCOGNITA

Es war im Sommer 1982. Ich war auf der griechischen Insel Korfu und da gab es eine Stelle, die nur 1 1/2 Kilometer von Albanien entfernt lag - jenes unbekannte Land von dem ich nur wusste, dass dorthin nur begleitete Gruppenreisen möglich wären, und es nicht erlaubt sei, alleine das Hotel zu verlassen. So etwas wollte ich mir keinesfalls antun, aber die Neugier war dennoch gross. Immerhin war es schon genug Unannehmlichkeit, dass man nach Griechenland einen hunderte Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen musste, nur weil ein von krankhaftem Verfolgungswahn geplagter Despot glaubt, ein Land mitsamt seiner Menschen von der Aussenwelt hermetisch abriegeln zu müssen. Also begab ich mich zu jener Stelle der Insel Korfu, die Albanien am nächsten lag und hoffte, mit einem Fernglas ausgestattet einen kleinen Einblick in dieses rätselhafte Land zu ergattern. Ich nahm mein Fernglas und spähte das gegenüberliegende Ufer ab. Erkennen konnte ich nur ein kleines Boot, das dort vor Anker lag und ein paar Häuser aber keine Menschenseele. Da ich es nicht glauben konnte, dass es dort nichts gab, schlug ich dort gleich mein Übernachtungsquartier auf und spähte den Rest des Tages durch mein Fernglas. Nach langer Zeit konnte ich drüben einen langsam fahrenden LKW erspähen und das war es schon. Als es dann später dunkel wurde gingen die Lichter an, aber das gegenüberliegende Ufer blieb weiterhin stockdunkel. Nun begab ich mich zu einer nahegelegenen Taverne um mir meinen leeren Magen zu füllen und fragte den Wirt, ob es drüben immer so menschenleer sei. Dieser antwortete mir: "Ob es dort drüben Menschen gibt, das wissen wir nicht, aber wenn es welche geben sollte, dann haben sie das elektrische Licht sicher noch nicht erfunden. Tags darauf begab ich mich weiter nach Norden und konnte in der Ferne eine kleine Stadt (Sarranda) erspähen. Aber die lag schon zu weit weg, um mit dem Fernglas Details erkennen zu können. Somit blieb Albanien weiterhin ein Geheimnis. Inzwischen ist ein Vierteljahrhundert vergangen und ich kannte nicht nur ganz Europa, sondern auch ferne Kontinente. Die Erde hat sich weiter gedreht und die politische Lage verändert. Wenn heute irgendwo das Stichwort Albanien fällt, wird dies meist mit organisierter Kriminalität, Drogenhandel und Autoschieberbanden in Zusammenhang gebracht. In der Tat sind gewiss nicht wenige, der in Albanien fahrenden Autos irgendwo in Westeuropa geklaut worden. Allen Vorurteilen zum Trotz ist Albanien heute ein relativ sicheres Reiseland, jedenfalls nicht gefährlicher als die Nachbarländer Montenegro oder Kroatien. Alle Empfehlungen, die Albanien als unsicheres Land einstufen bedürfen einer Überarbeitung. Unzählige Hotels, die in den letzten 15 Jahren entstanden sind, warten auf Gäste. Die Einreise gestaltet sich noch etwas bürokratisch und zeitaufwendig, aber dennoch unkompliziert. Es ist eines der wenigen Länder Europas, wo man noch einen Pass benötigt; ausserdem braucht man die KFZ-Zulassungsbescheinigung (Kraftfahrzeugschein), die grüne Verischerungskarte und unbedingt die beglaubigte Benutzervollmacht, wenn man nicht mit dem eigenen Wagen fährt. Mit all diesen Papieren bekommt man dann einen albanischen KFZ-Schein, der beim Verlassen des Landes wieder abzugeben ist. Danach wird noch eine Einreisegebühr von 10 Euro eingehoben, für die man keine Quittung erhält. Es ist ratsam, nicht auf eine Quittung zu bestehen, da die Grenzbeamten schlecht bezahlt sind. Beim Verlassen das Landes sind dann noch einmal 2 Euro KFZ-Abgabe zu entrichten. Andersrum ist es bislang für die Menschen in Albanien nicht so einfach, das übrige Europa zu besuchen. Selbst wenn sie nur auf die griechische insel Korfu wollen, benötigen sie ein Schengen-Visum.

Genau 25 Jahre nach meinen ergebnislosen Fernglasbeobachtungen habe ich das gemacht, was damals nicht möglich war: die Adriaküste entlang bis nach Korrfu gefahren. Das Ergebnis ist nun hier zu sehen: "Europes terra inkognita". Die Fotoshow sollte zweckmässigerweise im Vollbildmodus angesehen werden.